Ein Satz in der Bibel, der quasi seit den Anfängen zu Missverständnissen und Fehldeutungen geführt hat, ist die berühmte Aussage von Jesus dem Petrus gegenüber, die in Caesarea Philippi gefallen ist, Matthäus 16, 18: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus (griech. petros), und auf diesen Felsen (griech. petra) werde ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“
Ebenso wichtig ist, was davorsteht: Matthäus 16, 16f „Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon BarJona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“
Petrus´ Antwort folgte auf die Frage Jesu nach dem, was die Menschen von ihm denken, und was speziell seine Jünger von ihm denken. Nur Petrus sprach das klare Bekenntnis aus, das von entscheidender Wichtigkeit für jeden Christen ist: Das christliche Urglaubensbekenntnis.
Um die Bibel richtig auslegen zu können, bedarf es des genauen Studiums des jeweiligen Zusammenhangs einer Aussage. Man kann eine Passage nie isoliert betrachten, so auch nicht in diesem Fall.
Man muss außerdem immer die Urtexte ansehen, denn jede Übersetzung ist schon Interpretation, die zu Ungenauigkeiten bis hin zu Irrlehren führen kann.
Der Begriff „Petros“ (latinisiert „Petrus“) im griechischen Original bedeutet keineswegs „Fels“, wie dies gewöhnlich übersetzt wird, sondern „Felsstück, Stein“. „Fels“ bedeutet der Begriff „Petra“. So wäre die Stelle korrekt übersetzt: Du bist der Stein/das Felsstück, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen…. Selbst in der lateinischen Übersetzung ist dies noch korrekt wiedergegeben: „Tu es Petrus, et super hanc petram …“ Petrus und Petra sind zwei paar Schuhe.
Wer oder was genau ist dann aber der Fels, den Jesus ansprach? Es ist der Inhalt des Bekenntnisses Petri, sein Glaubensbekenntnis! Petrus bekannte, dass Jesus der Christus (der Gesalbte, der durch die Propheten angekündigte und von den Juden erwartete) Messias UND der Sohn des lebendigen Gottes ist.
DIESE Aussage ist das Fundament, der Fels, Petra, auf das Jesus seine Gemeinde gründete. Jeder, der sich heute Christ nennt, muss zwangsläufig den Inhalt dieses Satzes bekennen. Nur diese sind selig, ebenso, wie es Petrus war. „Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Diese Erkenntnis ist also ein Gnadengeschenk Gottes an die Menschen, die nicht durch Fleisch und Blut, also den Verstand und die Wissenschaft, gewonnen werden kann sondern nur durch einen göttlich gewirkten Erkenntnisakt.
Leider aber mehren sich gerade in den Großkirchen diejenigen, die von genau diesem Bekenntnis abfallen und in Jesus nur noch einen guten Menschen, nicht aber den Messias und den wahren Sohn Gottes sehen. Genau genommen sind dies dann aber keine Christen mehr. Auf dieser Entwicklung basieren sämtliche zerstörerische Relativierungen, die die Bibel derzeit durch diese Leute erfährt, die bis in höchste Kirchenämter hinein agieren. Das wiederum führt zum prophezeiten großen Abfall der Endzeit, weil der Bibel dadurch ihre Verbindlichkeit genommen wird. Der Mensch steht dadurch im Mittelpunkt, nicht mehr Gott, eine humanistische Kirche also. Da kann jede Beliebigkeit, die den Ohren schmeichelt (sic!) und dem Zeitgeist nachläuft, natürlich fröhlich Urständ feiern. Warum sollte Gott einer solchen Kirche noch geistliche Berufungen schicken? Da kann man auch gleich zur AWO gehen!
Zweifellos nimmt Petrus unter den Jüngern eine Sonderrolle ein (z. B. die Ereignisse in Apostelgeschichte 2,14-47). Und auch hat Jesus ihm seinen Verrat nach der Kreuzigung offensichtlich verziehen, als er am See Genezareth für ihn und andere Jünger nach seiner Auferstehung erschien und Frühstück machte. Petrus steht als tragikomische Figur mit allen Fehlern, Schwächen und Euphorien Jesus Christus gegenüber sinnbildlich für jeden einzelnen Christen, denn jeder Christ ist sinnbildlich ein Stein, ein Felsstück im großen Gebäude der Gemeinde. Petrus war der Glaube an den Gottessohn so ernst, dass er auf Veranlassung Kaiser Neros den Märtyrertod starb, das darf man nie vergessen, bei allem Versagen Jesus gegenüber.
Im ersten 1. Petrusbrief 2,4 wandte sich eben dieser Petrus an die bereits zerstreuten Gläubigen mit dem unmissverständlichen Satz: „Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“ Hier ist tatsächlich in beiden Fällen nur von Steinen die Rede, nicht von Felsen, Felsstücken oder kleinen Felsen. Mit dieser Aussage verweist Petrus klar auf Psalm 118, 22, nicht etwa auf sich selbst als Eckstein, sondern auf Jesus: „Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.“
